Montag, 29. Juni 2009

Die Uni streikt

Studentenproteste – wer, wie, wann – und - rein interessehalber – warum?
Am 17.6.2009, so war es angekündigt, gehen alle Studenten in Generalstreiks für bessere Lern- und Lehrbedingungen auf die Straße – deutschlandweit. Erinnerungen an 1968 werden wach, wenn in hunderten Städten in Deutschland Studenten auf die Straße gehen (dass sich verdi einfach unerlaubt mit drunter gemischt hat, lasse ich hier einfach mal außer Acht).
Was wollte man tun? Es gab Plakate, Trillerpfeifen und Sprechchöre, ein Protestmarsch durch die Innenstadt und Kundgebungen auf größeren Plätzen. Protestzüge zogen vorbei an besetzten Fakultäten, in denen sich Studenten mit ihren Professoren verschanzt hielten.
Worum ging es denn nun?
Im Grunde genommen geht es darum, dass Stellen von Lehrenden gekürzt werden sollen (wie in den anderen Jahren davor eigentlich auch) und, dass es extreme Geldmittelkürzungen geben soll, die den Lehrbetrieb an einigen Fakultäten vermindern bzw. völlig unterbinden.
Das tritt gehäuft an Philosophischen Fakultäten auf, Sozialwissenschaften, Kulturwissenschaften, Sprachwissenschaften, Kunstwissenschaften. Naturwissenschaftlich organisierte Fächer leiden weniger darunter. Warum? Weil die Naturwissenschaften von der Wirtschaft und Industrie gestützt werden.
Unsere Bildungsministerin hat selbst Theologie und Philosophie studiert, wie kann sie so etwas zulassen? Das Land der Dichter und Denker geht zugrunde und ganz Deutschland schaut zu. Ganz Deutschland? Nein, die Tagesschau hat die deutschlandweiten Proteste am 17.6. 2009 schlichtweg ignoriert - es gab wahrscheinlich wichtigere Dinge auf der Welt.

Auf dem offiziellen Pamphlet der Uni Halle heißt es, man ist für ein selbstbestimmtes Studium, für mehr Zeit für ehrenamtliches Engagement (welcher Student macht das heut noch?), man ist für die Reformierung des Bachelor/Master Systems, für einen Bestandsschutz der Magister und Diplomstudierenden und - weil es so einen Spaß gemacht hat 1969 - auch gleich für die Mitbestimmung aller Mitglieder der Hochschule und eine durchgängige Demokratisierung.
Können Studenten eigentlich protestieren?
Wenn Studenten protestieren, merkt das doch niemand. Da nützen schmissige Plakate wenig, wenn kein Nachrichtensender hinguckt. Auf youtube stehen ein paar Videos, aber wer findet diese schon, wenn er nicht danach sucht. Wenn die Bahn streikt, dann entsteht Wirtschaftsschaden und man versucht den Mitarbeitern Zugeständnisse zu machen, damit sie ihren Streik beenden. Wo verursachen Studenten denn Wirtschaftsschaden, außer den 5, 6 Straßenbahnen, die während des Protestmarsches nicht durch die Innenstadt fahren können? Was Studenten mit einem Streik zeigen können, ist nur symbolisch. Es steht schlecht um uns, schaut hin, sonst wacht ihr irgendwann auf und wir sind weg. Ob das aber irgendjemanden interessiert, steht auf einem anderen Blatt.
Und danach?
Die Uni läuft ihren gewohnten Gang, an die Proteste vor ein paar Wochen denkt kaum noch jemand, man hat sich einmal aufgebäumt, das war’s, warum zu viel Stress machen, man kann ja eh nichts dagegen tun. Ein letztes Aufbäumen vor dem Kollaps. Ob die Proteste etwas gebracht haben, sieht man erst, wenn das Geld wieder da ist, wenn keine Fakultäten geschlossen werden müssen wegen des Lehrkräfte- oder Geldmangels, wenn die Universität weiterhin ein universales Studium bieten kann und kein „Studium der Naturwissenschaften“.
Jetzt heißt es abwarten. Aber wie lange? Und dabei sollten wir nicht vergessen, dass das Recht auf Bildung mal ein Menschenrecht war. Ruhe in Frieden Bildung!

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