Große Augen erntete ich immer,
wenn ich anderen erzählte, was ich studiere.
Dann kam die Gegenfrage: „Und was
macht man später damit?“
Tja, gute Frage. Früher, in der
Uni, wusste man das irgendwie.
„Ja, mit Sprachwissenschaft da
kann man so viel machen, das Fach ist so vielseitig, da kann man...ja...man
kann natürlich in die Wissenschaft gehen, an der Uni bleiben, die Sprache
erforschen. Oder man kann Texte optimieren, Firmen helfen Texte zu schreiben,
Firmenkommunikation per Post effektiver gestalten oder für die Werbung texten.
Und dann gibt’s da natürlich noch Spezialisten für Erpresserbriefe als Profiler
beim BKA.“
Damit konnte man jede unliebsame Frage so ziemlich beantworten und hatte
trotzdem nichts gesagt.
Fakt ist, dass man nicht einfach
mit einem abgeschlossenen sprachwissenschaftlichen Studium in jeder der
genannten Branchen anfangen kann. Die Firmenchefs wollen knallharte Fakten. Hat
man denn in dem Bereich überhaupt schon Erfahrung? Für jede kleinste
Qualifikation hätten sie gerne einen Schriebs. Auch für Fähigkeiten, für die es
(noch) gar keine Ausbildung gibt.
Erfahrung ist sowieso das
Stichwort aller Stichwörter. „Mindestens drei Jahre Berufserfahrung“ sind für
einen Personaler, der eine gute Arbeitskraft suchst, ein verständliches Suchkriterium.
Der Student, der frisch von der Uni kommt, ärgert sich. Praktika werden
normalerweise nicht als „Berufserfahrung“ angerechnet.
Der Wunsch eines jeden Studenten,
sich für einen Job zu qualifizieren, indem er sich weiterbildet, die Hoffnung
vom Betrieb übernommen zu werden, ist groß. „Generation Praktikum“ nennt man
sie, die Ewig-Rastlosen und Suchenden.
Generell rate ich allen
Sprachwissenschaftlern oder generell allen Geisteswissenschaftlern sich früh,
schon im Studium, Stellenangebote anzusehen, um zu sehen, was gesucht wird, wie
sie sich spezialisieren können. Firmen suchen zwar verstärkt
Geisteswissenschaftler, aber die Anwendungsgebiete gehen immer mehr Richtung
Digitalisierung, Firmenpräsentation und Werbung. Nutzt die Zeit im Studium, um
Volontariate und Praktika wahrzunehmen. Bildet euch weiter, schafft euch
Erfahrungen. Wer das schon im Studium erledigt, spart später Zeit und Geld und
eine Menge Nerven. Praktika sind nämlich im SGB 2 nicht vorgesehen und im ALG
2-Bezug eine Grauzone.
Sicherlich, wer etwas sucht, der findet auch was....als
Hilfskraft für Lagerwirtschaft, als Packer, Sortierer oder Kommissionierer oder
als Inventurhelfer. Sicher, mit solchen Jobs, kann man sich auch in Teilzeit
gut über Lücken hinweghelfen, aber dafür hat man nicht 5 Jahre oder mehr
studiert.
Bildnachweise:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e5/John_Schaech_in_Suit.jpg By
Chaseipedia (Own work) [CC BY-SA 4.0
(http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons
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