Mittwoch, 12. März 2014

Vom geisteswissenschaftlichen Studium in die Arbeitslosigkeit?


Große Augen erntete ich immer, wenn ich anderen erzählte, was ich studiere.
Dann kam die Gegenfrage: „Und was macht man später damit?“
Tja, gute Frage. Früher, in der Uni, wusste man das irgendwie.
„Ja, mit Sprachwissenschaft da kann man so viel machen, das Fach ist so vielseitig, da kann man...ja...man kann natürlich in die Wissenschaft gehen, an der Uni bleiben, die Sprache erforschen. Oder man kann Texte optimieren, Firmen helfen Texte zu schreiben, Firmenkommunikation per Post effektiver gestalten oder für die Werbung texten. Und dann gibt’s da natürlich noch Spezialisten für Erpresserbriefe als Profiler beim BKA.“
Damit konnte man jede unliebsame Frage so ziemlich beantworten und hatte trotzdem nichts gesagt.

Fakt ist, dass man nicht einfach mit einem abgeschlossenen sprachwissenschaftlichen Studium in jeder der genannten Branchen anfangen kann. Die Firmenchefs wollen knallharte Fakten. Hat man denn in dem Bereich überhaupt schon Erfahrung? Für jede kleinste Qualifikation hätten sie gerne einen Schriebs. Auch für Fähigkeiten, für die es (noch) gar keine Ausbildung gibt.
Erfahrung ist sowieso das Stichwort aller Stichwörter. „Mindestens drei Jahre Berufserfahrung“ sind für einen Personaler, der eine gute Arbeitskraft suchst, ein verständliches Suchkriterium. Der Student, der frisch von der Uni kommt, ärgert sich. Praktika werden normalerweise nicht als „Berufserfahrung“ angerechnet.
Der Wunsch eines jeden Studenten, sich für einen Job zu qualifizieren, indem er sich weiterbildet, die Hoffnung vom Betrieb übernommen zu werden, ist groß. „Generation Praktikum“ nennt man sie, die Ewig-Rastlosen und Suchenden.
Generell rate ich allen Sprachwissenschaftlern oder generell allen Geisteswissenschaftlern sich früh, schon im Studium, Stellenangebote anzusehen, um zu sehen, was gesucht wird, wie sie sich spezialisieren können. Firmen suchen zwar verstärkt Geisteswissenschaftler, aber die Anwendungsgebiete gehen immer mehr Richtung Digitalisierung, Firmenpräsentation und Werbung. Nutzt die Zeit im Studium, um Volontariate und Praktika wahrzunehmen. Bildet euch weiter, schafft euch Erfahrungen. Wer das schon im Studium erledigt, spart später Zeit und Geld und eine Menge Nerven. Praktika sind nämlich im SGB 2 nicht vorgesehen und im ALG 2-Bezug eine Grauzone.
Sicherlich, wer etwas sucht, der findet auch was....als Hilfskraft für Lagerwirtschaft, als Packer, Sortierer oder Kommissionierer oder als Inventurhelfer. Sicher, mit solchen Jobs, kann man sich auch in Teilzeit gut über Lücken hinweghelfen, aber dafür hat man nicht 5 Jahre oder mehr studiert.



Bildnachweise:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e5/John_Schaech_in_Suit.jpg  By Chaseipedia (Own work) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

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