Montag, 19. August 2019

Wahlplakat-Analyse zur Landtagswahl in Sachsen 2019 – Ist das Kunst oder kann das weg?



In meinem Blog habe ich 2014 habe ich schon einmal die Plakate zur Landtagswahl in Sachsen humorvoll analysiert. Dann noch einmal 2017 zur Bundestagswahl.

Disclaimer: Dies ist ein satirischer Blogpost. Ich versuche alle Parteien gleichermaßen durch den Kakao zu ziehen. Alles hier gesagte ist meine eigene Meinung. Ich wurde von keiner der aufgeführten Parteien bezahlt. Alle Fotos habe ich selbst geschossen.

Gut einen Monat vor der Wahl begann man in Leipzig mit der Plakatierung. 





Die insgesamt 90 in Leipzig fotografierten Plakate von 9 Parteien lassen sich grob in drei Gruppen unterteilen: Plakate mit Forderungen Plakate mit Köpfen und kombinierte Plakate.

Man kann natürlich auch anders unterscheiden in Plakate mit Bildern und Plakate ohne Bilder.

Oder in Plakate mit korrekter Rechtschreibung und Plakate mit …naja.

Liebe Linke: Was soll das eigentlich? Dieser Stil war mal in vor 8 (!) Jahren! Und er war damals schon scheiße. Mir als Germanistin rollen sich bei solchen Getrenntschreibungen die Fußnägel auf.

Wide-RS-Tand …wir alle erinnern uns an die berühmten Demonstrationszüge, wo die Leute riefen Wide-RS-Tand. Wide-RS-Tand...
...Nicht.







Glei-Ch-Heit, Welt-Fri-Eden. Eine Anspielung auf die Bibel? Man weiß es nicht.
Tra-Diti-On und gleichzeitig auch For-Tsch-Ritt … wait, for what again?









Soli-Dari-Tät ist das einzige korrekt getrennte Wort. In der Schule wäre das ne 5. Und auch nur weil Sold-Arität scheiße geklungen hätte. Da dachte ich dann, na gut, vielleicht liegt es ja an dem Plakatformat, dass man möglichst große Buchstaben nimmt, die man auch von Weitem erkennt. Nö. Die großen Querformat-Plakate sehen genauso aus. Wenn euch das Getrenntschreiben so schwer fällt, dann nehmt doch einfach kürzere Wörter.
Geht doch!

Manche wollen halt einfach auffallen. Hat geklappt. Den ersten Platz im Auffallen hat die Linke schon mal sicher in der Tasche. Auch wenn sie sich bei ihrer politischen Ausrichtung nicht ganz so sicher sind.

Knapp dahinter auf Platz zwei liegen die Plakate der Grünen, die nach wie vor auf die Farbkombination „Augenkrebs“ setzen.
Liebe Grüne: Magenta ist immer noch nicht die Farbe des Sommers. Und Magenta und Grün passen überhaupt gar nicht zusammen. Aber darum geht’s ja nicht, man will ja gesehen werden. Und wenn so grüne Plakate hoch oben an Masten zwischen grünen Blättern hängen, müssen sie ja irgendwie hervorstechen.

Digitalisierung übrigens… eine ambitionierte Forderung der Grünen – so ohne Strom. Das wissen auch die Humanisten.

Ansonsten herrschte im Wahlbüro der Grünen anscheinend echt gute Laune, bei der Übermenge an Sprachspielen, die wohl nur die übermäßig gebildete Zielgruppe der Grünen wirklich verstehen wird.

Tja, man muss es nur wollen…äh…wählen. Boah, schlimmer als der ZDF-Fernsehgarten. Bildung übrigens auch eines der grünen Kernthemen, denn man muss sich seine Wählerschaft ja erhalten. Bildung mit der man Rechnen kann, gezeigt wird darunter ein Bild zweier Kinder an einem Tablet. 

Genau. Wer braucht heut schon noch so alte Tugenden, wie Kopfrechnen, wenn man Smartphones hat?

Den letzten Platz in Sachen Auffallen belegt übrigens die CDU. Die Varianz der Plakate ist relativ klein und die Forderungen vergleichsweise niedrig angesetzt. Man kann schlecht jemanden ankacken, dass dies und das getan werden muss, weil man ja selbst an der Regierung war.

Und als Partei mit Frau Weiter-so an der Spitze will man halt nicht mit besonders abgehobenen Forderungen glänzen. Denn eigentlich soll ja alles so bleiben wie bisher.
1000 Polizisten. Eine gute solide Zahl. Eine Expertenempfehlung von vor etwa 5 Jahren. Also einfach die wieder einstellen, die man vor 19 Jahren entlassen hat. Gebraucht werden vermutlich weit mehr, wie im Januar 2019 (!) eine Expertenkommission in ihrem Abschlussbericht feststellte.

A propos Forderungen: Es gibt echt viele sinnvolle Forderungen, bei den Grünen, bei der SPD, bei der CDU, bei den Linken, bei den Humanisten, aber was bitte will uns die FDP hier sagen?
Ich habe lediglich eine einzige Kombination an einem reich bepackten Laternenpfahl gefunden, an dem diese Forderung wirklich Sinn ergab. Hier.
 
Aber es sind halt nicht nur Forderungen, sondern oft auch einfach politische Positionen. Die hässlichsten von den Parteien weit im rechts- und linksextremen Spektrum habe ich hier nicht mit dabei. Und die AfD, die mit hetzerischen Aussagen gern mal vorn mit dabei ist, macht auf ihren Plakaten auf natürlich und heile Welt und versteckt fremdenfeindliche Absichten hinter einer Maske der bunten Bilder.

Zurück zur CDU: Der Spitzenkandidat Kretschmer inszeniert sich trotz gähn-Faktor auf seinen Plakaten als anpackender Typ, der die Ärmel hochkrempelt, die sächsische Natur liebt, das Handwerk und die Wirtschaft stärken will. Wirklich bürgernah wirkt das aber nicht.

Deutlich mehr ins Zeug gelegt hat sich hier sein Kollege Dulig, der sich sogar von Kindern im Kindergarten bemalen lässt.

Die SPD hat in der Gestaltung ihrer Plakate übrigens die größte Varianz. Ein bisschen wie ein AB-Test, was kommt am Besten an. Von einfachen Nur-Kopf-Plakaten über Kopf, Bauch und Forderung-Plakate und Action-Plakate bis hin zu Nur-Forderung, sonst gar nix-Plakaten ist hier alles vertreten. In allen Farben. Uneinheitlich ist das neue einheitlich - oder so.
Und diese Plakate sind auch an den Brennpunkten des Freistaates aufgehängt oder sorgen für Gesprächsstoff.

Hier kocht offenbar jeder Kandidat sein eigenes PR-Süppchen kocht. Zum Beispiel Herr Mann. Der Mann, der Zukunft…lassen wir das.

Und dann ist da noch der Typ, der mit dem PUMA-Logo wirbt, weil er Panter heißt.
Der hier mit der kaputten Brille. 
Wie viel Geld ist eigentlich für die Reche am Logo geflossen? Gibt es hier Lobby-Verbindungen? Wir wissen es nicht!

Auch die FDP setzt auf eine Kombi aus Sprüchen und Köpfen. Nicht nur Schwarz-Weiß-Optik, sondern auch bunt, wie die Gesellschaft selbst, allerdings sollte man bei der Farbgebung das nächste Mal… vielleicht …boah… bitte weniger Augenkrebs.

Spitzenkandidat Zastrow gibt uns noch einen Tipp fürs Leben mit auf den Weg: Einfach machen!
Soll ich wählen gehen? Klar, Einfach machen!

Zugegeben, wirklich Sex-Appeal hat keiner der Kandidaten..
Frauen gibt es kaum. Doch hier kann sich die FDP allerdings klar von den Linken absetzen.

Doch es geht hier nciht um Schönheit, sondern um Themen.

Viele Themen sind übrigens auch dieses Jahr wieder gleich:
Grüne und Linke wollen die Willkommenskultur leben.

CDU und AFD setzen sich fürs Handwerk ein.

Freie Wähler und Grüne wollen Mut zeigen.

Grüne und Linke wollen die Natur schützen.

SPD und CDU wollen soziales Engagement.

Grüne und SPD wollen mehr Bahn fahren.

Humanisten und Linke wollen Fortschritt. Und auch die Freien Wähler wollen wenigstens einen Schritt nach vorn wagen.

Und SPD und Linke treffen sich beim Thema Mieten und beim Thema Lohn, oder beim Thema Pflege und sogar in der Farbgebung der Wahlplakate... Gibt es hier etwa geheime Absprachen?




CDU und FDP wollen die Wirtschaft stärken.

Und FDP und Grüne wollen Bildung stärken. Das ist übrigens auch ein Hauptthema bei den Humanisten.

Und BüSo will… einfach nur die Weltherrschaft. 

Diesen Blogpost gibt es übrigens auch als Video. Geht gern auf YouTube und lasst dort einen Daumen hoch da. Wenn euch das Kombi-Format gefällt, schreibt es gerne in die Kommentare, dann mache ich das demnächst vielleicht öfter.
 

Nachtrag: Leider haben einige Parteien ihre Plakate etwas zu spät aufgehängt, diese konnte ich daher leider nicht berücksichtigen im Video. Die schönsten bekommen hier noch einen Ehrenplatz am Ende. Bitte sehr:

Sprachspiele - zwei Dumme, ein Gedanke

Politikpiraterie
Künstlerischer Zusatz und lustige Pointe
Für neuen Schwung in der Politik.
Und zumSchluss noch das Plakat, was mir am besten gefallen hat. Es kommt aus der Wahlwerkstatt, die Kindern eine Stimme gibt, die sonst keine Wahl treffen dürfen. Das Projekt wiurd von mehreren demokratischen Parteien unterstützt:


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