Samstag, 4. April 2020

Das 95/5 Prinzip: Krisenvorsorge - aber richtig - von Preppern und Wahrscheinlichkeiten


Krisenvorsorge will gelernt sein. Vor einem halben Jahr stolperte ich zufällig über das „95/5 Principle“. Es beschreibt, dass 95 % der Prepper sich auf Situationen vorbereiten, die nur zu 5 % eintreten werden. Doch es steckt mehr dahinter.

Das 95/5 Principle wird wurde ursprünglich von Chris Tanner (Auf YouTube Preparedmind101) aufgestellt und später vondem YouTuber Canadian Prepper und anderen englischsprachigen YouTubern aufgegriffen.


Leider konnte ich absolut keine deutschen Videos und Referenzen dazu finden. Deshalb greife ich das jetzt auf, denn es geht um unser aller Überleben. Genauer gesagt geht es um Wahrscheinlichkeiten. Prepper beschäftigen sich mit der Urangst, mit abgefahrenen Szenarien, die möglicherweise passieren könnten. Das meiste davon ist unrealistisch, denn viele übersehen dabei, was einem jeden Tag passieren könnte. Das ganze Genre Vorbereiten, Prepping, Outdoor, Survival, Überlebenstraining wird auch auf YouTube übelst gehyped. Statistisch gesehen bereiten sich diese Überlebensexperten zu 95 % auf Szenarien vor, die nur mit einer 5 %igen Wahrscheinlichkeit eintreten.

Virologen schätzten den Ausbruch von Corona in einer von der Bundesregierung 2013 in Auftrag gegebenen Studie mit einer Auftrittswahrscheinlichkeit von 100 bis 1.000 Jahre ein.



Die meisten Szenarien drehen sich darum, dass man einsam, nur mit einem Messer in der Wildnis strandet und sich in die Zivilisation zurückkämpfen muss. Wenn wir ehrlich sind, wagen sich die meisten Menschen nicht in Gegenden, die sie nicht kennen, die Wahrscheinlichkeit dafür ist also äußerst gering. Leute in den USA, die sich bis an die Zähne bewaffnen, weil sie kruden Verschwörungstheorien Glauben schenken, haben meistens nicht mal einen Verbandskasten in ihrem Auto oder einen Feuerlöscher im Haus.
 
Vorbereitet sein ist nix schlechtes, es ist immer gut vorbereitet zu sein, aber bist du vorbereitet auf all die Dinge, die passieren können? Jeden Tag? Bist du auf die 95 % der Dinge vorbereitet, die tatsächlich passieren können?
Was wäre das zu Beispiel: Ein Autounfall, ein Wohnungsbrand, ein Stromausfall, oder wenn man sich einfach nur im Haushalt verletzt. Weißt du wie man einen Reifen wechselt? Hast du einen Feuerlöscher im Haus oder weißt, wie man einen Brand in der Bratenpfanne voller Öl löscht? Was machst du bei einem Stromausfall? Wie leistest du erste Hilfe bei einer Verletzung oder kannst dir nach einem Haushaltsunfall soweit helfen, dass du es bis zu einem Arzt schaffst?
Es ist cool, wenn man aus Holzstämmen einen Unterstand zimmern kann, aber das wird dich nicht retten, wenn dein Kindergarten wegen einer Pandemie geschlossen wird, und du während des Homeoffice dein Kind betreuen muss. Nun gut, das ist eigentlich schon wieder relativ unwahrscheinlich.

Doch daran sehen wir einmal mehr, dass wir uns gerade in einer sehr außergewöhnlichen Situation befinden. Autounfälle, platte Fahrradreifen, Brände, Haushaltsunfälle, Stromausfälle – das sind wirklich Dinge, die jeden Tag irgendwo passieren. Jeden davon habe ich schon einmal erlebt – und mehr oder weniger glimpflich überstanden – aber vorbereitet war ich nie.

95/5 Prinzip – Setze deinen Fokus auf Dinge, die wirklich passieren können

Welche Dinge sind wahrscheinlich?
Autounfall, Reifen wechseln, Extremwetter, Verletzungen, Wohnungsbrände, Orkane, Stromausfälle, Bombenentschärfungen, Schneestürme, usw.
Dafür bräuchte man z.B. einen Verbandskasten, einen kleinen Feuerlöscher, ein Ersatzrad und Wagenheber (Oder eine ADAC-Mitgliedschaft), Batterien und Kerzen, eine Taschenlampe oder Pflaster im Portemonnaie. Ein paar „Notkekse“ und Wasser für mindestens einen halben Tag, Plastiktüten, etwas Faden, ein Messer habe ich immer dabei.

Worauf bereitet man sich im Überlebenstraining vor?
Bushcrafting, Zeltplane spannen, Feuer entfachen, Jagen.
In Deutschland darf man ohne Jagdschein eh nix jagen
Genau. Aber es geht auch um so einfache Dinge, was alles in eine Notfalltasche gehört, wenn man doch mal fliehen muss. Dazu am Ende des Artikels mehr.

Was ist noch wichtig?
Kein Mensch wird rausgehen, wenn er bereits ein Dach über dem Kopf hat. Klar, wenn man denn wirklich mal fliehen muss, dann
1.- muss man diese Fähigkeiten auch schon irgendwo mal geübt haben, wer übt täglich jagen und Feuer machen?
2. ist Körperliche Fitness das A und O, dann kann man seine Ausrüstung und Habseligkeiten tragen, oder seine Kinder, dann kann man auch in unwegsamen Gelände vorankommen, über Schutt klettern, oder wenn man dabei verletzt ist, wenn man hungrig, durstig, müde ist, wenn es zudem noch heiß oder sehr kalt ist…alles Dinge, die kräftezehrend sind.
3. wenn du abhauen und fliehen musst, müssen es andere auch und es wird einen Kampf um die verbliebenen Ressourcen geben. Toilettenpapier und Nudeln? Da fängt es an. Doch damit genug für jeden da ist, hat die Regierung in Deutschland schon vor einigen Jahren einen Katastrophenplan herausgegeben. Jede Familie solle Nahrungsmittel und Wasser für 10 Tage bevorraten und dazu einige andere Dinge. Am Ende rettet einen das eigene Sparbuch eher als ein Messer.

Was wird als erstes weg sein?
Nach den Wirbelstürmen in den USA 2018 wissen wir, was bei planbaren Ausfällen als erstes in den Läden weg sein wird. Reini Rossmann erklärt in seinem Video, dass als erstes Kerzen und Batterien ausverkauft waren. Der Treibstoff an Tankstellen wurde streng rationiert. Und am allermeisten Trinkwasser. Raini Rossmann hat unter diesem Video auch die Oma-Liste veröffentlicht (Die Notfallkrisenliste der kriegserprobten Oma), darin steht, was man braucht.


Offizielle Krisenliste vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: https://www.bbk.bund.de/DE/Ratgeber/VorsorgefuerdenKat-fall/Checkliste/Checkliste.html

Vorbildlich, Fritz Meinecke geht die Notfallliste vom BBK durch: https://www.youtube.com/watch?v=aRe_hNkOzXY Und packt seine Notfalltasche nach BKK-Vorgaben: https://www.youtube.com/watch?v=-HW4Xf-rX9w


Auch Survival Lilly erklärt: Was gehört in eine Notfalltasche:
Schlafsack, Leichte Schlafmatte, leichte Plane, Gummischnüre, Kordel, Extrakleidung (Socken, Unterwäsche, Schal und Handschuhe), Hygieneutensilien (Seife, Tampons, Zahnbürste und Zahnpasta, Taschentücher), Erste-Hilfe-Tasche, Wasserbehälter, Becher, Göffel (Spork), Schmutzwasserflasche und Mini-Filter, Feuer-Kit (Feuerzeug, Streichhölzer, Wachswatte, Feuerstahl), Essen für 5 Tage (Notfallkekse, Dose Bohnen), Schneidwerkzeug (Messer, Klappsäge, Multi-Tool), Kompass, Landkarte, Staubmaske, Kopflampe, Batterien, Powerbank (mit Handkurbel), Radio, Selbstverteidigungswaffen


Was ist eher unwahrscheinlich?
Und da kommen wir auch zu den sehr sehr unwahrscheinlichen Szenarien, die dennoch zu den beliebtesten Katastrophenszenarien zählen: Die Alieninvasion, ein Meteoriteneinschlag, ein Atomschlag, mit Fallout, Die Zombieapokalypse, das Ende der Zivilisation, eine Pandemie, bei der tausende Menschen sterben und das komplette Wirtschaftssystem zusammenbricht.

Bekannte Mythen
Was übrigens tatsächlich absolut unwahrscheinlich ist, ist der Mythos kompletter Eigenständigkeit. Zum Errichten einer Hütte und deren Erhaltung benötigt man andere Personen, jeder mit seinen Fähigkeiten, um gemeinsam erfolgreich zu sein. Isolation nach dem Zusammenbruch ist und bleibt ein Mythos. Wir helfen uns gegenseitig und sind füreinander da. Vor allem in schlechten Zeiten. Wir schützen die Alten und Kranken und die Kinder. Passt auf euch auf, bringt euch nicht unnötig in Gefahr.


Bildnachweise:
Foto von Vlada Karpovich von Pexels
Foto von Stephen Paris von Pexels

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