Samstag, 20. Juni 2020

Brot und Spiele während Corona

In Zeiten der Entbehrung braucht es mehr als nur gutes Zureden, um die Menschen bei Laune zu halten. Die Versorgung mit Lebensmitteln gehört ebenso dazu, wie ausreichende Ablenkung.

Schon im Zweiten Weltkrieg war man sich bewusst, dass man die Menschen nur dann auf den harten Kurs einschwenken kann, wenn sie entsprechend bei Laune gehalten werden. Das war einer der Gründe, warum sowohl die Lebensmittelversorgung fast bis zum Schluss aufrecht gehalten wurde und auch Kinos fast bis zum Kriegsende geöffnet hatten.

Die Coronakrise stellt uns jetzt vor ähnliche Herausforderungen. Menschen müssen zusätzliche Belastungen aushalten, haben Umsatzeinbrüche, haben Sorgen. Das nagt. Selbstverständlich befürchtet nun jede Regierung, dass die erlassenen Beschränkungen einen gewissen Unmut in der Bevölkerung hervorrufen könnten. Nicht nur die deutsche Bundesregierung, sondern auch zahllose Unternehmen fahren daher seit Beginn der Einschränkungen den Kurs „Brot und Spiele“, denn nichts ist so heiß wie es gekocht wird.

Das ganze Szenario rund um Beschränkungen und Lockerungen erinnert nicht von ungefähr an die älteren Atomschlag-Games, in denen man immer wieder Infoplakate sieht. Diese Plakate, sollen warnen, informieren und die Menschen auf ein gemeinsames Verständnis einschwingen.



Während einige Branchen komplett in sich zusammengebrochen sind, beginnen für alle Anbieter von Indoor-Entertainment goldene Zeiten. Sie sehen nicht nur das Potential für großartige Umsätze, sondern erkennen glücklicherweise auch ihre gesellschaftliche Verpflichtung. Ob beim Netflix, YouTube, oder Playstation – große Konzerne tun derzeit ihr Menschenmöglichstes, um die Leute davon abzuhalten rauszugehen. Böse Zungen würden behaupten, das sei in enger Absprache mit der Regierung passiert. Doch hier steckt ein rein kommerzielles Kalkül dahinter.

Klar, bisweilen treffen sich Gamer auch zu LAN Partys oder spielen zusammen an einer Konsole, aber das sind eher die Ausnahmen. Es sind Leute, die lieber in die faszinierenden Spielewelten eintauchen, statt sich mit dem „Draußen“ dauerhaft auseinanderzusetzen. Doch da nun auch die Outdoor-Liebhaber drinnen bleiben müssen, wittert man nun die Chance ein völlig neues Zielpublikum zu erschließen. Um nun auch die Sportler und Kinofreunde abzuholen, wird nun Extramaterial auf Videoplattformen hochgeladen bzw. bestehendes hervorgehoben und das virtuelle „gemeinsam“ als neue Realität hochgehalten und gebetsmühlenartig vor jedem Video wiederholt.

#BleibzuHause

Klar bleiben wir unter diesen Voraussetzungen gerne zu Hause.

Und das Unternehmen macht mit dieser cleveren Werbekampagne natürlich satt Kasse.


Umso mehr überrascht es, dass gerade die Kinobranche einen heftigen Einbruch erleidet, der sich auch in großem Umfang auf die Filmindustrie niederschlägt. Dass das Kino von digitalen Bewegtbilddistributoren verdrängt wird, ist kein Geheimnis. Aber was das mit der Filmbranche und den Filmstarts zu tun hat, hat BeHaind in einem genialen Video bildgewaltig zusammengestellt, deshalb gehe ich da jetzt nicht noch näher drauf ein.

Doch wie lange kann das gut gehen. Was bleibt, sind Brot und Spiele. Was kommt danach? Letztendlich sind wir alle Menschen. Wir versuchen uns zu motivieren zu Hause zu bleiben, während draußen die Sonne scheint.

#KochMitUns

#BackMitUns

#TurnMitUns

Der Badesee lockt.

#SpielMitUns

Online – gemeinsam – zu Hause.

Wir werden sehen wie lange das funktionieren kann. Facebook jedenfalls hat schon mal vorsorglich die Funktion "Knuddeln auf Distanz" eingeführt:



Und je länger diese Krise andauert, umso eher sind auch konservative Institutionen gewillt sich dem „Druck“ der Digitalisierung zu beugen, um auch unter erschwerten Bedingungen weiterarbeiten zu können. Sicher geht dabei nicht von Anfang an alles reibungslos und glatt, aber diese neue Art des Aufbruchs braucht es vor allem nach einer Krise ganz besonders. Man braucht Mut und Selbstvertrauen, um sich aus einem tiefen Loch selbst wieder rausziehen zu können. Nur so können wir gemeinsam auch gestärkt aus der Krise hervorgehen. Viele werden versuchen, diese „neue“ Art der Kommunikation für sich zu nutzen und es wird viele neue Arten und Wiesen entstehen lassen, Menschen miteinander zu verbinden. Und das hat ja letztendlich auch was Positives.


Dir gefällt der Blog? Dann teile ihn mit deinen Freunden!
Folge mir auf Facebook und Twitter, um immer über neueste Blogartikel informiert zu werden.