Donnerstag, 30. April 2015

Das Geheimnis der ewigen Kalender – Das Wetter als Zyklus?



Im letzten Blogbeitrag beschäftigte ich mich mit der Frühform von Wettervorhersagen, den Bauernregeln. Aus vielen kleinen Wetterbeobachtungen wurden später die hundertjährigen Kalender. Viele Zeitungen leiten ihre Ganzjahresvorhersagen aus diesen Kalendern ab. Aber geht das überhaupt noch? Wie viel Wahrheit steckt hinter den Vorhersagen der Zeitungen und hundertjährigen Kalendern?

Ich beschäftige mich schon seit über 10 Jahren mit Wetteraufzeichnungen und vergleiche gerne die  Werte der letzten Jahre. Daraus lässt sich in der Tat eine gewisse Zyklizität ableiten, die aber nur auf die 10-15 Jahre abzielen kann, und Megazyklen gar nicht mit einbezieht. Außerdem beziehen sich die Beobachtungen nur auf meine kleine Region.

Auch Bauernregeln stützen sich auf Zyklen. An einigen ist tatsächlich was dran, doch zur punktgenauen Vorhersage von Unwettern oder Dürrekatastrophen taugen sie wenig, denn die Intensität wird nicht angegeben.

Es ist schon eine hohe Kunst Wetter über mehr als 2 Tage exakt vorherzusagen. Es spielen so unglaublich viele Faktoren mit hinein: Wind, Luftdruckgebiete, Wasserströmungen, Gewitter, Vulkanausbrüche, Wolken oder die Erdbahn um die Sonne.

Aber immer wieder versuchen sich viele daran, den Menschen Planungssicherheit zu geben. Wann wird’s kalt, wann wird’s nass, wann wird’s heiß und trocken?

2010 sagte die BILD folgendes voraus:
Das obere erschien Ende April/Anfang Mai. Schon Anfang Juni folgte eine erste Korrektur, die so drastisch ausfällt, als handle es sich um ein völlig anderes Jahr.

In echt sahen die Werte für die Region Leipzig dann aber ganz anders aus. Das sind jetzt nur die Temperaturen. Ich hab das mal übersichtlich in einer Tabelle dargestellt:
Im Jahr 2011 versuchte es die Bild noch einmal mit einer etwas unspektakuläreren Ansage:
Es wird bis 30 Grad heiß - und bleibt trocken.
2011 war in seinen Anfängen in der Tat ein sehr trockenes Jahr. Laut Wetterdienst gar der trockenste Mai seit über 90 Jahren. In Wahrheit wurde der Juli 2011 einer der nassesten und kühlsten des letzten Jahrzehnts und die 30 Grad Marke wurde nur Ende Mai, Anfang Juni kurz gekratzt, den Rest des Sommers blieb 2011 weit hinter allen Erwartungen zurück, es wurde selbst in den monatlichen Durchschnittswerten einer der kühlsten Sommer des Jahrzehnts.

Fazit: Der BILD ist in Wetterfragen nicht zu trauen.

Ganz anders sind da die Hundertjährigen Kalender.

Es ist bisweilen erstaunlich, wie präzise sie auf den Tag das Wetter vorhersagen können. Allerdings trifft das auch nur auf einige Phasen im Jahr zu und welche das sind, kann man nicht exakt voraussagen.

Die Menschheit kennt drei natürliche Zeitspannen:
  1. Der mittlere Sonnentag (die Zeit, die die Drehung der Erde um ihre Achse dauert: 24 Stunden)
  2. Der synodische Monat (die Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden gleichen Mondphasen)
  3. Das tropische Jahr (die Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden Durchgängen der Sonne durch den Frühlingspunkt)
Sieben Tage sind ein Viertel des Mondmonats und in fast allen altertümlichen Kulturen als Zeitabschnitt (und damit auch als heilige Zahl) bekannt.
Erste Kalender kannten schon die alten Ägypter, die ihr Jahr in 30 x 12 Tage einteilten. Im Jahre 46 v. Chr. entstand der Julianische Kalender und ab 1582 gilt der Gregorianische Kalender.
Die Schwierigkeit ergibt sich, dass sich die Umlaufzeit der Erde um die Sonne je nach Betrachtungsweise verändert. Ein Jahr kann demnach drei Längen haben.
(Quelle Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Umlaufzeit)
In jedem Falle ist aber ein Jahr länger als 365 Tage. Ein Kalender muss deshalb mit Verlängerungen  und Bremsen ausgestattet werden, die Ungenauigkeiten praktisch gegen Null reduzieren. Der Gregorianische Kalender ist dazu eigentlich ungeeignet. Nach 3280 Jahren tritt schon ein Fehler von einem ganzen Tag auf. Ewige Kalender umgehen diese Fehleranfälligkeit.

Wer sich mit Berechnungsmöglichkeiten für Ewige Kalender näher auseinandersetzen möchte, dem empfehle ich folgendes Buch: Butkewitsch und Selkinson „Ewige Kalender“, erschienen in der kleinen Naturwissenschaftlichen Bibliothek im BSB Verlag Leipzig

Ewige Kalender sind also gut geeignet, um zyklisch wiederkehrende Wetterphänomene genau zu bestimmen. Aber über die Jahre haben sie durch klimatische Veränderungen an Exaktheit ordentlich eingebüßt und sie gelten wie jede andere Vorhersage oder Bauernregel eben nur für eine bestimmte Region.
Meteorologische Zyklen werden bestimmt durch die sogenannten geologischen Megazyklen, also klimatischen Wechselwirklungen, die durch die Lage der Erde im All und ihre Entstehung bedingt sind. Die Erde ist auf ihrer Bahn um die Sonne immer unterschiedlich weit entfernt von der Sonne, mal näher, mal ferner und ab und zu zuckelt sie sogar für einen Tag oder zwei aus der habitablen Zone hinaus (zuletzt geschehen 2012). Dann schwankt die Erdachse immer zyklisch ein wenig um ihren eigenen Mittelpunkt und bewirkt so eine unterschiedliche Neigung der Erde zur Sonne, das bewirkt eine Verschiebung der Klimazonen. Der einmal ausgelöste Schwung der Erde um die Sonne wird über die Jahrmillionen langsam abgebremst, der heiße Erdkern kühlt ab, das Weltall dehnt sich aus, die Sonne glüht herunter, all das beeinflusst unser Klima. Und vieles davon lässt sich in Zyklen packen. In der Erdgeschichte sind das beispielsweise die Meeresspiegelstände (momentan befinden wir uns auf einem Tiefststand), die Eiszeiten und Treibhauszeiten (alle 200-400 Mio. J.; momentan befinden wir uns in einer Kaltzeit), die Mondphasen (alle 6 Stunden Tiden bzw. alle 29 Tage eine Mondphasengleiche) oder Sonnenaktivzeitenzyklen (alle 12 Jahre).

Zurück zum Hundertjährigen Kalender:
Der hundertjährige Kalender beschreibt die zyklische Wiederkehr von Wetterphänomenen alle 7 Jahre. Jedes Jahr ist einem Himmelskörper (Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur, Mond) zugeordnet. 2015 ist beispielsweise ein Jupiterjahr. Es soll also 2008 und 2001 ähneln. Vergleiche ich in meinen eigenen Wetteraufzeichnungen allerdings 2014 mit 2007 oder 2013 mit 2006, kann ich nicht wirklich Parallelen feststellen. Eine Zyklizität alle 10, 12 oder mehr Jahre müsste, aufbauend auf alten Aufzeichnungen überprüft werden. Und jedes Jahr wiederkehrende Wetterphänomene sind uns ja beispielsweise durch Bauernregeln bekannt. Was ist also dran an der Faszination hundertjähriger Kalender?
Schaut man sich die Kalender im Internet an, merkt, man, dass auf vielen unterschiedliche Dinge stehen, obwohl sie für das gleiche Jahr gelten sollen. Das liegt daran, dass unterschiedliche Menschen viele unterschiedliche Kalender erstellt haben. Zudem beginnt ein Himmelkörper-Jahr immer Mitte März und nicht am ersten Januar.

Vergleicht man dann das bisherige Jahr mit dem hundertjährigen Kalender, stellt man einige Übereinstimmungen aber auch krasse Unterschiede fest. Kaum ein Jahr entspricht absolut den Vorhersagen im hundertjährigen Kalender, die zudem sehr vage sind. Fazit: Eine hundertprozentige Treffsicherheit garantieren auch hundertjährige Kalender nicht. Wir müssen uns wohl weiterhin den dreitägigen Vorhersagen der tagesaktuellen Wetterfrösche anvertrauen.

Bildnachweise:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ac/Kalender_1924.JPG By Warburg (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons


 
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