Im
letzten Blogbeitrag beschäftigte ich mich mit der Frühform von
Wettervorhersagen, den Bauernregeln.
Aus vielen kleinen Wetterbeobachtungen wurden später die hundertjährigen
Kalender. Viele Zeitungen leiten ihre Ganzjahresvorhersagen aus diesen
Kalendern ab. Aber geht das überhaupt noch? Wie viel Wahrheit steckt hinter den
Vorhersagen der Zeitungen und hundertjährigen Kalendern?
Ich
beschäftige mich schon seit über 10 Jahren mit Wetteraufzeichnungen und
vergleiche gerne die Werte der letzten
Jahre. Daraus lässt sich in der Tat eine gewisse Zyklizität ableiten, die aber
nur auf die 10-15 Jahre abzielen kann, und Megazyklen gar nicht mit einbezieht. Außerdem beziehen sich die Beobachtungen nur auf meine kleine Region.
Auch
Bauernregeln stützen sich auf Zyklen. An einigen ist tatsächlich was
dran, doch
zur punktgenauen Vorhersage von Unwettern oder Dürrekatastrophen taugen sie
wenig, denn die Intensität wird nicht angegeben.
Es
ist schon eine hohe Kunst Wetter über mehr als 2 Tage exakt vorherzusagen. Es
spielen so unglaublich viele Faktoren mit hinein: Wind, Luftdruckgebiete,
Wasserströmungen, Gewitter, Vulkanausbrüche, Wolken oder die Erdbahn um die
Sonne.
Aber
immer wieder versuchen sich viele daran, den Menschen Planungssicherheit zu
geben. Wann wird’s kalt, wann wird’s nass, wann wird’s heiß und trocken?
2010
sagte die BILD folgendes voraus:
Das obere
erschien Ende April/Anfang Mai. Schon Anfang Juni folgte eine erste Korrektur,
die so drastisch ausfällt, als handle es sich um ein völlig anderes Jahr.
In
echt sahen die Werte für die Region Leipzig dann aber ganz anders aus. Das sind jetzt nur die Temperaturen. Ich hab das mal
übersichtlich in einer Tabelle dargestellt:
Im Jahr 2011 versuchte es die Bild noch einmal mit einer
etwas unspektakuläreren Ansage:
Es
wird bis 30 Grad heiß - und bleibt trocken.
|
2011
war in seinen Anfängen in der Tat ein sehr trockenes Jahr. Laut Wetterdienst
gar der trockenste Mai seit über 90 Jahren. In Wahrheit wurde der Juli
2011 einer der nassesten und kühlsten des letzten Jahrzehnts und die 30
Grad Marke wurde nur Ende Mai, Anfang Juni kurz gekratzt, den Rest des Sommers
blieb 2011 weit hinter allen Erwartungen zurück, es wurde selbst in den
monatlichen Durchschnittswerten einer der kühlsten Sommer des Jahrzehnts.
Fazit:
Der BILD ist in Wetterfragen nicht zu trauen.
Ganz
anders sind da die Hundertjährigen Kalender.
Es
ist bisweilen erstaunlich, wie präzise sie auf den Tag das Wetter vorhersagen
können. Allerdings trifft das auch nur auf einige Phasen im Jahr zu und welche das sind, kann man nicht exakt voraussagen.
Die
Menschheit kennt drei natürliche Zeitspannen:
- Der mittlere Sonnentag (die Zeit, die die Drehung der Erde um ihre Achse dauert: 24 Stunden)
- Der synodische Monat (die Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden gleichen Mondphasen)
- Das tropische Jahr (die Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden Durchgängen der Sonne durch den Frühlingspunkt)
Sieben
Tage sind ein Viertel des Mondmonats und in fast allen altertümlichen Kulturen
als Zeitabschnitt (und damit auch als heilige Zahl) bekannt.
Erste
Kalender
kannten schon die alten Ägypter, die ihr Jahr in 30 x 12 Tage einteilten. Im Jahre 46 v. Chr. entstand der Julianische
Kalender und ab 1582 gilt der Gregorianische Kalender.
Die
Schwierigkeit ergibt sich, dass sich die Umlaufzeit der Erde um die Sonne je nach
Betrachtungsweise verändert. Ein Jahr kann demnach drei Längen haben.
(Quelle Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Umlaufzeit) |
In
jedem Falle ist aber ein Jahr länger als 365 Tage. Ein Kalender muss deshalb
mit Verlängerungen und Bremsen ausgestattet werden, die Ungenauigkeiten
praktisch gegen Null reduzieren. Der Gregorianische Kalender ist dazu
eigentlich ungeeignet. Nach 3280 Jahren tritt schon ein Fehler von einem ganzen
Tag auf. Ewige Kalender umgehen diese Fehleranfälligkeit.
Wer
sich mit Berechnungsmöglichkeiten für Ewige Kalender näher auseinandersetzen
möchte, dem empfehle ich folgendes Buch: Butkewitsch
und Selkinson „Ewige Kalender“, erschienen in der kleinen
Naturwissenschaftlichen Bibliothek im BSB Verlag Leipzig
Ewige
Kalender sind also gut geeignet, um zyklisch wiederkehrende Wetterphänomene
genau zu bestimmen. Aber über die Jahre haben sie durch klimatische Veränderungen an Exaktheit ordentlich eingebüßt und sie gelten wie jede andere Vorhersage oder Bauernregel eben nur für eine bestimmte Region.
Meteorologische
Zyklen werden bestimmt durch die sogenannten geologischen Megazyklen, also
klimatischen Wechselwirklungen, die durch die Lage der Erde im All und ihre
Entstehung bedingt sind. Die Erde ist auf ihrer Bahn um die Sonne immer
unterschiedlich weit entfernt von der Sonne, mal näher, mal ferner und ab und
zu zuckelt sie sogar für einen Tag oder zwei aus der habitablen Zone hinaus
(zuletzt geschehen 2012). Dann schwankt die Erdachse immer zyklisch ein wenig um ihren eigenen
Mittelpunkt und bewirkt so eine unterschiedliche Neigung der Erde zur Sonne,
das bewirkt eine Verschiebung der Klimazonen. Der einmal ausgelöste Schwung der
Erde um die Sonne wird über die Jahrmillionen langsam abgebremst, der heiße
Erdkern kühlt ab, das Weltall dehnt sich aus, die Sonne glüht herunter, all das
beeinflusst unser Klima. Und vieles davon lässt sich in Zyklen packen. In der
Erdgeschichte sind das beispielsweise die Meeresspiegelstände (momentan
befinden wir uns auf einem Tiefststand), die Eiszeiten und Treibhauszeiten
(alle 200-400 Mio. J.; momentan befinden wir uns in einer Kaltzeit), die
Mondphasen (alle 6 Stunden Tiden bzw. alle 29 Tage eine Mondphasengleiche) oder
Sonnenaktivzeitenzyklen (alle 12 Jahre).
Zurück
zum Hundertjährigen Kalender:
Der
hundertjährige Kalender beschreibt die zyklische Wiederkehr von
Wetterphänomenen alle 7 Jahre. Jedes Jahr ist einem Himmelskörper (Saturn,
Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur, Mond) zugeordnet. 2015
ist beispielsweise ein Jupiterjahr. Es soll also 2008 und 2001 ähneln.
Vergleiche ich in meinen eigenen Wetteraufzeichnungen allerdings 2014 mit 2007
oder 2013 mit 2006, kann ich nicht wirklich Parallelen feststellen. Eine
Zyklizität alle 10, 12 oder mehr Jahre müsste, aufbauend auf alten
Aufzeichnungen überprüft werden. Und jedes Jahr wiederkehrende
Wetterphänomene sind uns ja
beispielsweise durch Bauernregeln bekannt. Was
ist also dran an der Faszination hundertjähriger Kalender?
Schaut
man sich die Kalender im Internet an, merkt, man, dass auf vielen unterschiedliche
Dinge stehen, obwohl sie für das gleiche Jahr gelten sollen. Das liegt daran,
dass unterschiedliche Menschen viele unterschiedliche Kalender erstellt haben.
Zudem beginnt ein Himmelkörper-Jahr immer Mitte März und nicht am ersten
Januar.
Vergleicht
man dann das bisherige Jahr mit dem hundertjährigen Kalender,
stellt man einige Übereinstimmungen aber auch krasse Unterschiede fest. Kaum ein Jahr
entspricht absolut den Vorhersagen im hundertjährigen Kalender, die zudem sehr
vage sind. Fazit: Eine hundertprozentige Treffsicherheit garantieren auch
hundertjährige Kalender nicht. Wir müssen uns wohl weiterhin den dreitägigen
Vorhersagen der tagesaktuellen Wetterfrösche anvertrauen.
Bildnachweise:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ac/Kalender_1924.JPG
By Warburg (Own work) [CC BY-SA 3.0
(http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL
(http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons
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